Österreich liegt bei der Flächeninanspruchnahme im europäischen Spitzenfeld. Die in Anspruch genommene Fläche wächst dreimal schneller als die Bevölkerung. Das hat ökologische, wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Folgen. 

Der Umgang mit unserem Boden steht in einem direkten Zusammenhang mit den aktuellen und zukünftigen ökologischen, ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Herausforderungen, die hier zusammengefasst sind. Dabei ist zu beachten, dass eine nur auf Österreich fokussierte Perspektive zu kurz greift. Österreich hat nämlich als fruchtbares Land eine gewisse Verantwortung in der weltweiten Ernährungssicherheit gegenüber weniger fruchtbaren Ländern.

Ökologische Auswirkungen

  • Verlust der biologischen Funktionen: Werden Flächen versiegelt, verliert der Boden alle natürlichen Funktionen. Versiegelter Boden kann nur durch sehr langwierige und kostspielige Prozesse regeneriert werden.
  • Gefährdung der biologischen Vielfalt: Vor allem durch den zunehmenden Straßenbau werden häufig wertvolle Landschaften zerschnitten. Diese Zerschneidung von Lebensräumen gefährdet die Ausbreitung von Pflanzen und die Wanderung von Tieren. Dies kann zur Abwanderung oder gar zum Verschwinden von Arten führen.
  • Verlust der Wirksamkeit gegen die Klimakrise: Natürlicher Boden reguliert unser Klima und fungiert als Filter und Puffer für Schadstoffe. Seine Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern, wirkt den Effekten der Klimakrise entgegen. Auch der Schutz vor den Effekten (z. B. mehr Hochwasser, mehr Hitzeinseln) geht verloren.

Wirtschaftliche Auswirkungen

  • Ernährungssicherheit: Die Möglichkeit der Selbstversorgung mit landwirtschaftlichen Produkten wie Getreide, Hülsenfrüchten, Ölsaaten oder Gemüse nimmt von Jahr zu Jahr ab, und dadurch steigt unsere Abhängigkeit von Lebensmitteln aus anderen Ländern. Gleichzeitig nimmt langfristig die Produktion in der Landwirtschaft österreichweit durch die Klimakrise (v. a. die damit einhergehende zunehmende Trockenheit und steigende Unwetter) immer weiter ab.
  • Hohe Infrastrukturkosten durch Zersiedelung: Durch die Zersiedelung steigen die Infrastrukturkosten (z. B. für Straßen, Schulen, öffentlichen Verkehr) für die Gemeinden und für jeden einzelnen Haushalt.
  • Verlust der Produktivität: Aus historischen Gründen liegen die meisten Siedlungen in Regionen mit fruchtbarem Ackerland. Durch die Erweiterung von bestehenden Siedlungen passiert somit ein weiterer Verlust von produktivem Boden.
  • Erhöhtes Hochwasserrisiko: Im Falle einer Bodenversiegelung in hochwassergefährdeten Abschnitten wird das Risiko von Überschwemmungen erhöht, da das Wasser nicht mehr großflächig versickern kann, sondern
    rasch die Kanäle füllt. Es ist notwendig, aufwendige Kanalsysteme zu schaffen.
  • Öffentlicher Verkehr wird unwirtschaftlich: Eine geringe Siedlungsdichte verhindert den wirtschaftlichen Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel mit einem ausreichenden Angebot.

Soziale Auswirkungen

  • Soziale Isolation: Die Entleerung der Ortskerne durch die Konkurrenz am Ortsrand führt oft zur Isolation aufgrund fehlender sozialer Treffpunkte (Geschäfte, Gaststätten etc.). Treffpunkte im Ortskern sind insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität bzw. ohne Pkw wichtig.
  • Hoher Preis für Zersiedelung: Die hohen Kosten, die durch die Zersiedelung entstehen (z. B. für die Bereitstellung der Infrastruktur für die weiter außen liegenden Bereiche) müssen von der gesamten Gemeinde mitgetragen werden, die dadurch weniger Budget für Sozialleistungen hat.
  • Querfinanzierung: Auch auf regionaler und überregionaler Ebene müssen die Kosten für den unachtsamen Umgang mit Böden mitgetragen werden. Kompakter gebaute Gemeinden tragen z. B. die höheren Kosten in den locker bebauten Gemeinden finanziell mit.
  • Ungleiche Hitzebelastung: Menschen mit geringem Einkommen leben häufig in kleinen, schlecht isolierten Wohnungen in dicht besiedelten Stadtteilen und können der Hitze nur schwer ausweichen (z. B. durch Klimaanlagen, Zweitwohnsitze oder Urlaube).
  • Die Preise fürs Wohnen steigen: Die Hauptfaktoren für den Anstieg der Preise für Grund und Boden bzw. fürs Wohnen sind das Bevölkerungswachstum, die gestiegenen Wohnansprüche (Größe, Singlewohnungen etc.), die Privatisierung des Wohnbaus und die Nutzung von Boden und Immobilien als Anlageform bzw. für Spekulationszwecke. Immobilien eignen sich besonders gut als sichere Anlageform, besonders in Zeiten niedriger Zinsen. Dies führt wiederum dazu, dass viele Immobilien lange Zeit leer stehen.

Gesundheitliche Auswirkungen

  • Hitzestress: Auf versiegeltem Boden kann kaum Wasser verdunsten. In Siedlungsräumen mit hohen Versiegelungsraten führt dies zur Veränderung des Mikroklimas und zum Anstieg der lokalen Temperaturen, was bei Risikogruppen zu gesundheitlichen Problemen und zu Hitzeassoziierter Übersterblichkeit führen kann. Besonders betroffen sind dicht besiedelte Gebiete mit wenig Frischluftzufuhr, starker Versiegelung und wenig Begrünung. Asphalt, Beton und Gebäude speichern Wärme, wodurch es auch in den Sommernächten heiß wird. Daher sind Parkanlagen und „grüne Inseln“ besonders wichtig.
  • Gesundheitseffekt der Natur geht verloren: Natur- und Kulturlandschaften wirken sich vorteilhaft auf unsere Gesundheit aus (z. B. weniger Schlafstörungen und kardiovaskuläre Erkrankungen, weniger Stress). Auf bebauten Flächen geht dieser Effekt verloren.

Zum Weiterlesen

Die Zukunft unseres Bodens
(1) Was kann gegen die Flächeninanspruchnahme unternommen werden?
(2) Was kann gegen die Flächeninanspruchnahme unternommen werden?
WWF: Bodenverbrauch in Österreich. WWF-Bodenreport


Quellen

Forum Umweltbildung (2022): Die Zukunft unseres Bodens. Boden schützen und nachhaltig nützen. Wien: Eigenverlag.